Warum ich als hochsensibler Mensch einen Online-Shop für nachhaltige Mode gegründet habe? Nun, dazu muss ich etwas ausholen.
Die Anfänge meines Lebens
Bis jetzt war mein Leben eigentlich ziemlich unspektakulär. Ich habe ein normales Elternhaus gehabt, 2 Schwestern, Abitur, eine fertige Ausbildung zur Bürokauffrau und jahrelange Erfahrung in der Pflege eines Online-Shops (als Angestellte). Ich bin nicht reich, aber auch nicht arm. Bisher konnte ich mich gut durch das Leben schlängeln ohne besonders aufzufallen.
Körperlich verwurzelt bin ich mit der Oberlausitz, seelisch mit Schottland. Viele meiner Vorfahren stammen aus der Oberlausitz, einem kleinen Landstrich in Sachsen mit idyllischen kleinen Hügeln und Wäldern und viel Natur. In meinen früheren Leben hab ich jedoch viele viele Jahre in England und Schottland verbracht, sodass ich mich zu diesem Land und diesen Menschen mehr hingezogen fühle, als zu Deutschland. Doch dazu später mehr.
Als Kind war ich sehr ruhig und still, in mich gekehrt und nachdenklich. Ich sagte meist nur was, wenn ich was zu sagen hatte oder gefragt wurde. Nachdem man festgestellt hatte, dass ich auf alles sensibel reagierte und bei der kleinsten Kleinigkeit zu weinen anfing, fing man an mich zu formen und biegen und passend zu machen für die Gesellschaft und hart zu machen für das Leben. Denn nur so kann man ja überleben. Gefühle sind unwichtig und bringen einen nicht weiter, wurde mir beigebracht. Daher müssen sie verdrängt und abgeschalten werden. Von Träumen kann man nicht leben und wird am Ende nur enttäuscht. Und ich war sehr verträumt als Kind und hab meine Emotionen immer schonungslos raus gelassen. Somit wurden mir meine Träume oft ausgeredet, klein gemacht und gesagt, „das schlag dir ganz schnell ausm Kopf“ oder „das wird nie was“.

„Emotionen hab ich immer schonungslos herausgelassen“
Oft hab ich mich dann in meine eigene Welt zurück gezogen. Von äußeren Reizen war ich auch schnell überfordert. Große Menschenmengen waren ein Gräuel für mich (und sind es heute noch). Ich war auch schon immer lärm- und geruchsempfindlich. Mit oberflächlichen Unterhaltungen konnte ich nichts anfangen, da ich schon immer ein tiefgründiger und philosophischer Mensch war. Ich wollte verstehen, wie die Erde funktioniert, warum wir hier sind und was der Sinn von dem ganzen ist. Warum wir erst leben und dann sterben. Nikola Tesler oder Leonardo da Vinci wären wohl die geeigneteren Unterhalter gewesen, als meine Familie. Am wohlsten fühlte ich mich in der Natur, entweder im Wald oder beim Spazieren durch herrliche duftende Wiesen.
Irgendwie konnte ich mich immer schon schlecht in die Gesellschaft einfügen und anpassen und verstand die Menschen genauso wenig wie sie mich.
Heute weiß ich, ich bin ein hochsensibler Mensch.
Ständig gab es Kommunikationsprobleme und Diskussionen. Vielleicht hatte ich in meiner Jugend und Kindheit auch einfach nicht die für mich passenden Menschen um mich herum. Ich lebte schon immer von meinen Gefühlen heraus, handelte nach meiner Intuition und redete und bewertete ebenfalls nach meiner Intuition heraus. Leider passte das weder zu dem Bild, was die Gesellschaft vermitteln wollte noch was die Medien uns tagtäglich weis machen wollen. Andere Menschen, sei es Familie, Bekannte, Kollegen versuchten mir immer ihre Denkweise und Sichtweise einzureden, die oft nur kopfgesteuert und analytisch und logisch geprägt war und auf Fakten beruhte. Damit konnte ich aber nur selten etwas anfangen. Ich hatte immer das Gefühl, ich weiß mehr, als die anderen ohne zu wissen warum. Ich hatte weder mehr Ausbildung oder mehr Studium noch mehr Fachwissen als andere. Es war halt ein tiefes inneres Wissen, was ich als Kind oder Jugendliche nicht erklären konnte.
Für mich waren Kopf und Geist zum Denken und lernen da. Im Kopf sind die Augen, damit man sieht und an der Seite vom Kopf sind die Ohren, damit man hören kann. Und irgendwo muss ja auch das Essen rein. Aber niemals hätte ich das Treffen von Entscheidungen (und man trifft in seinem Leben eigentlich täglich Entscheidungen) nur allein meinem Kopf überlassen. Da gehört vorher immer das Herz gefragt, wie es darüber denkt und was es dabei fühlt. Dann kommt die Intuition oder innere Stimme und erst dann darf der Kopf was dazu sagen. Wenn man nicht so tickt oder denkt wie die Allgemeinheit, wird man oft schnell zum Außenseiter und findet sich plötzlich am Rande der Gesellschaft wieder. Aber ich war lieber allein, als dass ich mich und meine Weltanschauungen verleugnet hätte. Wenn ich nicht ich selbst sein konnte, dann wollte ich auch mit keinem Menschen zusammen sein. Heute weiß ich auch, dass Entscheidungen, die aus Angst getroffen werden, niemals richtig sein können. Aber dazu später etwas mehr.
„Bevor man eine Entscheidung trifft, muss immer zuerst das Herz befragt werden.“
Meine Erziehung hätte gegensätzlicher zu meinem Wesen nicht sein können. Aber vielleicht war es auch richtig so. Ein Mensch wächst ja nur über sich hinaus, wenn er muss und dazu „gezwungen“ wird, z. B. vom Leben.
Meine Erziehung
Ich würde meine Erziehung eher als preußisch bezeichnen, obwohl ich keinesfalls preußisch bin. Ich wurde streng katholisch erzogen, obwohl ich da immer meine Zweifel mit der Kirche hatte und irgendwie hat das Beten auch nie geholfen. Heute habe ich mich zum Glück losgesagt vom christlichen Glauben, der doch ganz schön einschränkend ist, denn wir Menschen sind so viel mehr, als die Kirche uns glauben lässt und das Fegefeuer gibt es erst recht nicht.

Für meine Begriffe war meine Erziehung etwas zu streng und zu sehr geprägt von den Tugenden Disziplin, Ordnung, Sauberkeit, Fleiß, Sparsamkeit, Ehrlichkeit. Am schlimmsten war das Gehorsam sein. Man musste allen gehorchen und durfte ja nicht wiedersprechen. Für mich als Freigeist war das sehr schwer. Ich fühlte mich immer irgendwie eingeschränkt und begrenzt. Ich finde diese Werte schon alle richtig und hilfreich im späteren Leben. Jedoch sollte man diese Werte nicht hinein geprügelt bekommen. Mit der richtigen Dosis Liebe ist alles verdaulicher. Zu viel Strenge und zu wenig Liebe kann sensible Seelen kaputt machen.
Auch dieses sich ständig verbiegen und anpassen müssen empfand ich immer als anstrengend und machte mich müde. Es raubte mir immer unglaublich viel Lebensenergie, die ich lieber für etwas anderes verwendet hätte.
Natürlich sollte ich auch heiraten und Kinder bekommen und die Karriere Leite hoch kraxeln. So wurde es mir beigebracht, nur ohne Erfolg. Mir waren diese Dinge einfach nie so wichtig und ich habe mich nie darüber definiert. Ich hab immer alles auf mich zukommen lassen. Entweder es passierte oder eben nicht. Es gab für mich nie eine ToDo-Liste des Lebens mit Punkten, die ich unbedingt erreichen wollte und wo man alles abhaken kann. Und wenn ich geheiratet hätte, dann nur aus purer Liebe und wenn es hieße, dass ich dabei in Armut gelebt hätte, dann hätte ich sogar das in Kauf genommen.
Wie es weitergeht, erfährst du im nächsten Beitrag. Dort geht es dann u.a. um meine kreative Seite. Also sei gespannt.