Im folgenden Artikel geht es um eine Nähanleitung für eine Edwardianische Bluse für den Alltag, denn der Frühling naht und natürlich hat Frau nichts passendes anzuziehen. 😭
Wie gut, dass ich da noch weißes Leinen übrig hatte. Ich mag ja den Stil um 1900 bis 1915 herum und so leichte Blusen mit Puffärmeln sehen nicht nur schick aus, sondern sind auch noch irre bequem, wie ich festgestellt habe.
Wenn man Fettpölsterchen hat, kann man die da drunter auch super verstecken. Aber zum Glück hab ich ja keine.😊
Falls du dich auch fragst, wie du dir alltagstaugliche Kleidung im Edwardianischen Stil nähen kannst, ohne wie aus einer anderen Welt zu wirken, dann ist diese Nähanleitung mit hoher Wahrscheinlichkeit das Richtige für dich.
Der Schnitt ist übrigens der gleiche, den ich bei meiner Wollbluse verwendet habe (abgesehen von den Ärmeln und dem Kragen).
Inhalt Nähanleitung für eine Edwardianische Bluse für den Alltag
Material
- ca. 1,5 m Stoff (bei 1,4 m breitem Stoff und für Größe 36), z. B. Leinen von Sartor
- 1,5 – 2 m Zackenlitze
- Vlieseline für den Kragen
1. Passe an Vorderteil nähen
Als erstes raffst du das Vorderteil, damit es die gleiche Breite hat, wie die Passe.
Ich näh dazu am oberen Rand des Vorderteils 2 parallele Linien in einer auffallenden Farbe mit einem 5mm breiten Stich (die Fäden werden am Ende wieder entfernt).
Das eine Ende verknote ich, am anderen ziehe ich die beiden Oberfäden, sodass sich der Stoff raffen lässt.
Dann heftest du die Passe an das Vorderteil und nähst beides mit einem normalen Geradstich zusammen.
Vergiss nicht, nach dem zusammennähen die Heftfäden und Fäden zum Raffen wieder zu entfernen!
Da ich französische Nähte verwende, nähe ich beides links auf links zusammen (die Innenseiten liegen aufeinander). Dann schneide ich die Nahtzugabe ab und lege die Naht nach innen und nähe von der rechten Seite noch einmal drüber. Die Nahtzugabe ist nun eingeschlossen.
Wenn du die Nähte mit einer Overlock versäuberst, kannst du entweder zuerst alle Teile mit der Overlock versäubern und dann rechts auf rechts zusammennähen oder du nähst erst alles zusammen und versäuberst dann die Nähte mit der Overlock.
Da Leinen jedoch sehr locker gewebt ist, bevorzuge ich meist die französische Naht. Dann kann nach mehrmaligem Tragen nichts aufdrieseln.
Mit dem Rückenteil verfährst du genauso. Ich habe eine Kellerfalte ins Rückenteil eingefügt. Das bedeutet, das Schnittmuster wird um die Breite der Kellerfalte verbreitert und beim Heften wird die Kellerfalte mittig gelegt.
2. Nähte auseinander bügeln
Wichtig ist es, dass du alle Nähte immer schön auseinander bügelst. Das ergibt ein schöneres und professionelleres Ergebnis.
4. Knopfleiste zuschneiden
Nun schneidest du dir 2 Streifen Stoff für die Knopfleiste zu. Je nachdem wie groß dein Kopfumfang und Ausschnitt ist, muss die Knopfleiste entsprechend lang sein.
Meine Knopfleiste ist 3 cm breit. Da die Knopfleiste immer doppelt ist, bedeutet das 6 cm + Nahtzugabe.
Bei der Nahtzugabe reicht meist 1 cm pro Seite. Also ist der Streifen mit Nahtzugabe dann insgesamt 8 cm breit ( 1 + 3 + 3 +1 cm).
Die Länge der Knopfleiste beträgt bei mir (Größe 36) 15 cm (wobei 13,5 cm wahrscheinlich auch gereicht hätte). Mit Nahtzugabe oben und unten sind es dann 19 cm.
Unten sollten es mindestens 3 cm Nahtzugabe sein, damit man das Ende später gut mit der Overlock versäubern kann.
Anschließend bügelst du alles in der Hälfte um und die Nahtzugaben noch einmal nach innen.
5. Enden der Knopfleisten zusammennähen
Das obere Ende der Knopfleisten nähst du schon einmal zusammen, da dies ja später der Abschluss beim Ausschnitt wird.
Dabei ist es wichtig, dass nur eine Nahtzugabe umgeklappt ist. Die andere muss aufgefaltet bleiben.
Außerdem musst du drauf achten, dass sie entgegen gesetzt bzw. spiegelverkehrt genäht werden (siehe Bild). Also die offenen Kanten sollten nicht in die gleiche Richtung zeigen.
6. Knopflöcher nähen
Bevor du die Knopfleiste annähst, ist es ratsam erst die Knopflöcher mit dem entsprechenden Knopflochfuß deiner Nähmaschine zu nähen.
Ich habe feststellen müssen, dass der Knopflochfuß immer ganz glatt aufliegen muss. Sobald ein Stoffhuckel in die Quere kommt, näht die Nähmaschine nur noch auf der Stelle und die ganze schöne Arbeit war umsonst.😒
Anmerkung
Ich hab zuerst die Knopfleiste angenäht (Variante 1) und danach den Kragen. Hinterher hab ich aber festgestellt, dass es besser gewesen wäre, zuerst den Kragen anzunähen (Variante 2).
Der einzige Grund ist der, dass man bei Variante 1 das Ende vom Schrägband schlechter annähen kann und ein bisschen fummeliger ist. Bei Variante 2 hat man einen schöneren Abschluss. Aber meiner Meinung nach funktionieren trotzdem beide Varianten. Variante 2 ist halt ein bisschen komfortabler.
7. Knopfleiste annähen
Bevor du die Knopfleiste annähst, musst du dir innen auf der vorderen Passe noch eine Mittellinie zeichnen, die so lang ist, wie später deine Knopfleiste sein soll.
Anschließend zeichnest du noch 0,5 cm rechts und links davon eine Linie.
Nun legst du die Knopfleiste auf der Innenseite mit der aufgeklappten Nahtzugabe an die äußere Linie, sodass die Außenkante der Nahtzugabe bündig an der äußeren Linie anliegt und nähst sie an.
Erst wenn beide Leisten angenäht sind, schneidest du entlang der Mittellinie auf und stoppst 1,5 cm vorm Ende.
Die letzten 1,5 cm werden schräg eingeschnitten, sodass ein Dreieck entsteht (siehe Bild).
8. Knopfleiste umklappen und Ende versäubern
Jetzt klappst du die Knopfleiste nach außen um und nähst sie fest. Die unteren Ende zeigen ebenfalls nach außen.
Nachdem die Leiste auch von außen angenäht ist schiebst du die unteren Enden zurück nach innen und legst die beiden Leisten aufeinander, sodass von außen nur noch eine Leiste zu sehen ist.
Danach nähst du unten einmal quer über die beiden Leistenenden zusammen mit dem kleinen Dreieck.
Zuletzt versäuberst du das Leistenende mit der Overlock und der schwierigste Teil ist geschafft.🥳
Nun kannst du dir erst einmal eine Kaffeepause gönnen.
9. Ärmel annähen
Nun folgen die Ärmel. Wenn du solche puffigen Ärmel wie ich verwendest, musst du die Armkugel vor dem annähen erst einmal einreihen (wie beim Vorderteil).
Das bedeutet, du nähst wieder zwei Parallele Linien mit farbigem Zwirn und einer Stichlänge von 5 mm.
Bei den meisten Schnittmustern gibts Passzeichen von wo bis wo die Armkugel eingereiht wird. Denn es würde etwas seltsam aussehen und wäre sicher auch etwas unbequem, wenn der Ärmel unter der Achsel Falten hätte.
Danach kannst du den Ärmel links auf links an die Bluse heften. Ich stecke immer zuerst die beiden Ecken an der Seitennaht fest und arbeite mich dann um die Armkugel herum. Dabei wird der Ärmel so gerafft, dass er exakt in den Armausschnitt der Bluse passt.
Wenn alles passt, nähst du ihn an. Genau wie beim Vorderteil und der Passe entfernst du dann alle Heft- und Rafffäden und nähst von der rechten Seite noch einmal drüber, sodass die Nahtzugabe innen eingeschlossen ist.
Auf dem 2. Bild siehst du, wie ich mit der Schiebelere den Abstand beim Nähen einhalte. Die roten Ecken markieren den gewünschten Abstand. Dadurch brauch ich nicht noch einmal eine Linie zeichnen.
Meistens nähe ich die französische Nacht zum Schluss mit 0,8-1 cm Abstand zur Innennaht.
10. Ärmelbündchen vorbereiten
Für die Ärmelbündchen hab ich zwei 2 cm breite Schrägstreifen zusammengenäht (genau an dem Bruch der Nahtzugabe).
Für die Länge musst du den Umfang deines Armes oder Hand messen. Je nachdem wie eng anliegend die Ärmelbündchen sein sollen, so lang muss dann das Schrägband sein. Ich komm mit 24-25 cm (ohne Nahtzugabe) immer gut zurecht.
Gib auch mind. 2 cm Nahtzugabe pro Ende hinzu, damit du nachher genug Spielraum beim Annähen hast. Nichts ist schlimmer, als wenn die Bündchen zu kurz/eng werden und die ganze Arbeit umsonst war. 😖
11. Ärmelbündchen annähen
Dann raffst du wie schon bei der Armkugel das Ärmelende auf die gewünschte Länge.
Anschließend nähst du das Schrägband rechts auf rechts von außen entlang der Nahtzugabe an. Nachdem du wieder sämtliche Heft- und Rafffäden entfernt hast, schneidest du die Nahtzugabe knappkantig zurück.
Zuletzt klappst du das Schrägband nach innen um (Bild 2) und nähst es am besten mit der Hand von innen an. Ich finde es immer sehr entspannend auch mal etwas mit der Hand zu nähen. Und das Ergebnis wird erfahrungsgemäß auch schöner.
12. Seitennaht schließen
Jetzt kannst du ganz easy die Seiten- und Ärmelnaht in einem Zug schließen. Bei mir klappt es immer ganz gut, dass die Naht unter der Achsel und die Bündchen sich exakt treffen.
Ich fange dabei meist beim Bündchen an, da dies eine Stelle ist, die man sehen würde, wenn da die Enden nicht exakt aufeinander liegen würden.
13. Kragen Schnittmuster
Für das Kragen Schnittmuster legst du dir die Passe von Vorder- und Rückenteil an der Schulter zusammen, so wie später auch das Kleidungsstück vor dir liegen würde.
Als nächsten Schritt legst du Schnittmusterpapier drauf und zeichnest den Ausschnitt und die Stoffbruchkante hinten ein. Je nachdem wie breit und welche Form der Kragen haben soll, zeichnest du nun entlang des Ausschnitts den Kragen ein.
Ich hab ihn diesmal nur 3 cm breit gemacht und vorn schön abgerundet.
Zur Sicherheit, ob alles passt, kannst du mit einem übrigen Stoffetzen den Kragen als Muster zuschneiden und schauen ob alles passt und gut aussieht.
14. Kragen mit Vlieseline verstärken
Den Kragen schneidest du dann 2 mal aus dem richtigen Stoff aus. Ich hab eine Lage mit Vlieseline verstärkt, die ich aufgebügelt habe.
Vlieseline ist dafür da, damit der Kragen später schön sitzt und sich nicht verzieht oder wellig wird.
Die beiden Lagen steckst du rechts auf rechts und nähst sie an der Außenkante zusammen.
16. Schrägband für Kragen vorbereiten
Den Kragen hab ich mit einem Streifen Schrägband angenäht, der nur innen zu sehen ist. Ich finde diese Methode super praktisch und gelingsicher.
Als erstes bügelst du das Ende vom Schrägband um und schneidest die Ecken ab.
17. Kragen an Bluse nähen
Dann steckst du den Kragen an den Ausschnitt und obendrauf das Schrägband (rechts auf rechts).
Den Kragen nähst du zusammen mit dem Schrägband an und zwar genau in der Nahtzugabe des Schrägbandes.
Anschließend schneidest du die Nahtzugabe zurück und klappst es nach innen um. Nun musst du das Schrägband nur noch einmal von innen herum annähen und fertig ist der Kragen.