Schweißpads / Armblätter nähen

Schweißpads / Armblätter nähen

Kennst du das? Du siehst im Schaufenster oder Online-Shop ein tolles Oberteil oder Bluse, was du unbedingt haben möchtest. Es würde dir perfekt stehen. Schnitt und Farbe sind einfach ein Traum.

Du denkst, wenn du dieses Teil anhättest, liegen dir die Männer zu Füßen oder würden dir zumindest bewundernd nach schauen.

Doch dann ist da diese unangenehme Eigenschaft deines Körpers, dass er zu viel schwitzt. Ausgerechnet bei hellen Kleidungsstücken fällt es besonders auf. Somit ziehst du nur noch dunkle Sachen an, obwohl sie dir eigentlich gar nicht stehen.

Dadurch versuchst du den „Schaden“ so gering wie möglich zu halten und hoffst, dass es niemand mitbekommt. Aber so richtig wohl fühlst du dich nicht in deiner Kleidung.

Schwitzflecken vermeiden durch Achselpads

Nun, dir kann geholfen werden! Schweißflecken an deiner Kleidung gehören ab sofort der Vergangenheit an. Alles, was du benötigst ist etwas Leinenstoff (entweder weiß oder in der Farbe deines Oberteils), etwas wasserundurchlässiger Stoff, Zwirn, Schere und idealerweise ein Schnittmuster deines Körpers (Vorder- und Rückenteil).

Aber es geht auch ohne. Zusammen werden wir jetzt Schweißpads / Armblätter nähen. Im englischen auch Dress Shields genannt.

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Armblätter zur Vermeidung von Schweißflecken

bestehen aus einer oberen Lage, die atmungsaktiv ist und den Schweiß gut aufnimmt sowie einer unteren Lage, die kein Wasser durchlässt. Ich verwende für die obere Lage am liebsten weißes, qualitativ hochwertiges Leinen, wie z. B. von Sartor oder der Leinenmanufaktur Hoffmann in Neukirch.

Mit billigem Leinen habe ich nicht so gute Erfahrung gemacht. Vielleicht hast du dir aber auch mal eine Leinenbluse genäht und hast sowieso noch ein Reststück Leinen übrig, wo du nicht so recht weißt, was du damit anfangen sollst. Dann kannst du das natürlich auch nehmen.

Schweißblätter gibt es schon seit über 100 Jahren

Solche Achselpads gibt es übrigens schon seit über 100 Jahren. Damals hat man die Kleidung ja nicht jeden Tag gewaschen und somit konnte man sie vor unschönen Flecken schützen.

Ich denke, das ist auch einer der Gründe, weshalb historische Kleidung heutzutage noch so gut erhalten ist.

Diese Dress Shields, wie sie auch genannt werden, werden entweder eingenäht, mit Sicherheitsnadeln befestigt oder, was meine liebste Methode ist, mittels Druckknöpfen an der Nahtzugabe innen befestigt. Dadurch sind sie einerseits fest, aber man kann sie ganz leicht zum Waschen abmachen.

Achselpads sind waschbar

Und ja, das Beste ist: diese selbst genähten Achselpads sind waschbar!

Aber du wirst feststellen, dass du sie gar nicht so oft waschen musst, wie du denkst. Denn Leinen nimmt wirklich hervorragend Feuchtigkeit auf und sorgt so immer für eine Frische unter deinen Achseln.

Natürlich sollten wir auch bei der Oberbekleidung darauf achten, dass sie nicht aus synthetischen Materialien wie Polyester oder Polyamid besteht. Denn diese begünstigen das Schwitzen noch mehr.

Armblätter als Schutz selbst genähter Kleidung

Aber auch, wenn man nicht sehr schwitzt, sind diese Armblätter hervorragend um seine selbst genähte Kleidung zu schützen.

Dadurch muss man lediglich die Armblätter öfters waschen und nicht gleich das ganze Kleidungsstück, was auch gut für die Umwelt ist und den Geldbeutel schont.

Inhaltsverzeichnis

1) Materialliste für Schweißpads / Armblätter nähen

  • Leinen (ca. 90 cm breit x 22 cm lang)
  • wasserundurchlässiger Stoff (ebenfalls ca. 90 cm breit x 22 cm lang)
  • Schere
  • Zwirn
  • ggf. eine Overlock Nähmaschine, aber nicht zwingend notwendig
  • Schnittmuster Vorder- und Rückenteil oder
  • ein Oberteil aus deinem Kleiderschrank, für das du das Armblatt nähen möchtest (z. B. Bluse)
  • Textilmarker oder Schneiderkreide o.ä.

2) Schnittmuster erstellen

2.1) mit Grundschnittmuster

Das komplette Ärmelblatt besteht aus einem kleineren Armblatt, welches im Ärmel liegt und einem etwas größeren, was innen am Oberteil herunter hängt.

Das größere Armblatt ist bei mir 18 cm breit und 9 cm lang. Das kleinere ist 18 cm breit und 5,5 cm lang.

Wenn du ein Grundschnittmuster mit deinen Körpermaßen hast, legst du Vorder- (VT) und Rückenteil (RT) an der Seitennaht nebeneinander. 

Dann legst du am besten durchsichtiges Seidenpapier (Schnittmusterpapier) drauf und zeichnest die tiefste Stelle am Armausschnitt nach. Danach markierst du dir einmal 18 cm an der Seitennaht nach unten und einmal 5,5 cm. Anschließend zeichnest du einen schönen Bogen. 

Du kannst die Armblätter auf beiden Seiten gleich breit machen, also 9 cm von der Seitennaht nach links und 9 cm nach rechts. Oder du machst sie beim Vorderteil etwas breiter, z. B. 11 cm und beim Rückenteil weniger breit, z. B. 7 cm. 

2.2) mit Oberteil

Falls du kein Grundschnittmuster zur Hand hast, ist das auch kein Problem. Dann nimmst du dir einfach eine Bluse, knöpfst sie auf und legst ein Stück Schnittmusterpapier auf den Armausschnitt. Anschließend zeichnest du das Armblatt genauso ein. 

Die fertigen Armblatt-Schnittmuster sollten in etwa so aussehen.

Wenn du den Abstand zum Vorder- und Rückenteil nicht gleich gemacht hast, ist es wichtig, dass du dir markierst, welches die hintere Seite ist. Also die Seite, die später zum Rücken zeigt. 

3) Armblätter aus Stoff zuschneiden

Nun legst du die Armblatt Schnittmuster auf deinen Stoff und schneidest sie mit einer Nahtzugabe von ca. 2 cm aus. 

Wir brauchen 2 mal das große Armblatt jeweils aus Stoff und wasserabweisenden Stoff und 2 mal das kleine Armblatt ebenfalls aus Stoff und wasserabweisenden Stoff. 

4) Armblätter zusammennähen

Als nächstes werden die Armblätter zusammen genäht.

Ich habe die Armblätter zum Schluss mit der Overlock versäubert. Darum habe ich sie links auf links zusammen genäht und am Ende nicht gewendet.

Wenn du keine Overlock hast, musst du ggf. die Armblätter rechts auf rechts zusammennähen, eine Wendeöffnung lassen und anschließend wenden, sowie die Wendeöffnung per Hand schließen. 

Als erstes nähst du die obere Lage mit der unteren Lage zusammen. Danach nähst du das größere Armblatt an das kleinere und zwar genau an der Rundung, wo später die Achsel ist.

So sieht nun das zusammengenähte Armblatt aus.

Hand nach rechts zeigend

5) Kanten mit Overlock Nähmaschine versäubern

Nun werden die Armblätter noch mit der Overlock versäubert. Am besten beginnt man mit der Rundung und macht dann die Außenkanten ringsherum. 

Bei Rundungen, die nach außen zeigen, ist es hilfreich, wenn man das Stück Stoff am Ende immer ein bisschen zieht und festhält. 

Et voilà – unser erstes Armblatt ist fertig. Das gleiche wird nun noch für den zweiten Arm gemacht. 

6) Druckknöpfe an Schweißpads nähen

Nun kannst du die Druckknöpfe noch an die Armblätter nähen. Das Gegenstück wird dann an der Nahtzugabe des Kleidungsstücks befestigt. 

Schweißblatt in Bluse
Das fertige Armblatt eingeknöpft in Bluse.

7) Fazit

Man muss nicht auf Kleidung verzichten, die einen gefällt, nur aus Angst vor unschönen Schwitzflecken.

Armblätter sind auch keinesfalls aus der Mode gekommen. Sie schützen unsere Kleidung nach wie vor vor Schweißflecken und leisten einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Dank ihnen muss Kleidung nicht mehr jeden Tag gewechselt und gewaschen werden. Dadurch sparen wir Wasser, Strom und schonen den Geldbeutel.

Die kleinen freundlichen Schweißflecken-Verhinderer sind zudem ganz leicht selbst anzufertigen. Und können auch aus Stoffresten hergestellt werden. Sie sind so flach und unauffällig, dass man keine Angst haben braucht, dass sie durch die Kleidung durchscheinen (außer man hat vielleicht sehr durchsichtigen Stoff). 

Und weniger Wäsche waschen bedeutet auch, es bleibt mehr Zeit für wichtigere Dinge. 🙂

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